Clara Kaesdorf im Interview

Stell Dich doch bitte kurz vor: 
Wie und wo lebst Du? Was machst Du, wenn Du nicht gerade an neuen Kreationen arbeitest?

Ich wohne seit 2009 in Berlin. Zum Modedesign Studium hat es mich in dieses wahnsinnig inspirierende Stadt gezogen und seit dem nicht mehr losgelassen.

Nach einigen erfolgreichen Pop Up Stores in verschiedenen Städten habe ich mich in meinem Lieblingsviertel niedergelassen. Seit fast vier Jahren arbeite ich jetzt schon im Galerien-Kiez Berlins unweit der Friedrichstraße in meinem eigenen Laden-Atelier.

Der Wunsch nach engem Kontakt mit Kunden und danach, sie in den Schaffensprozess mit einzubeziehen, konnte ich mir so ermöglichen.

In der wenigen Freizeit, die mit einem Leben als Modedesigner und Ladeninhaber noch bleibt, gehe ich am liebsten in die Natur. Das Tolle an Berlin ist, wie schnell man der Großstadt entfliehen kann. Die schönsten Seen verlocken im Sommer zum Schwimmen, im viel zu langen Winter zum ausgiebigen Schlittschuhlaufen mit Freunden!

Bitte stell uns Dein Label vor:
Was stellst Du her? Wann hast Du Dein Label gegründet?

Wie kam es zu der Gründung Deines Labels? Was hat Dich auf die Idee gebracht?

Ich konnte mich nie entscheiden zwischen Malerei und Mode. Farben zu kombinieren, es krachen zu lassen, Harmonien zu finden, Filigranes mit Mächtigem zusammenzubringen… Das alles bietet mir die Malerei. Aber ich wollte nie Kunst für die Wand schaffen. Ich will meine Kunst getragen sehen und andere dabei unterstützen, durch sie zu kommunizieren.

So habe ich meine Malerei auf Stoffe gedruckt und mit asymmetrischen, oft variablen Schnitten kombiniert.

Mit meiner Abschlusskollektion, die genau mit diesen Techniken gespielt hat, habe ich direkt Wettbewerbe gewonnen und durfte meine Kollektion unter anderem in einer eigenen Show auf der Berlin Fashion Week präsentieren. Danach kam eins aufs andere und so habe ich seit ich 23 bin mein eigenes Label und sehe inzwischen immer öfter meine Bilder über die Straße laufen!

Was ist das Besondere an Deinen Kleidungsstücken?

Ich scheine im dunklen Berlin mit der weit vertretenen Farbe schwarz (der ich mich bis jetzt konsequent widersetze) eine Marktlücke mit meinen bedruckten, eigens entworfenen Stoffen gefunden zu haben.

Viele Muster sind sehr plakativ und schon von weitem auffällig. Bei näherer Betrachtung erkennt man aber oft noch andere filigrane Muster und Wesen. So kann man auch nach mehreren Jahren noch neues entdecken!

Besonders ist aber auch die Passform meiner Kleider: sie sitzen perfekt und sind oft sogar auf bis zu 5 verschiedene Arten zu tragen. Sie sind immer aus angenehmen, alltagstauglichen Naturmaterialien gefertigt. Dabei produziere ich für jede Frau und jede Größe.

Auch in Bezug auf Nachhaltigkeit unterscheidet sich meine Mode von vielen anderen Firmen: Ich verwende nur zertifizierte Farben für meine Drucke und arbeite am liebsten mit nachhaltigen Fasern. Gerade bei der Sommerkollektion habe ich viel Tencel verwendet. Dieses Material ist extrem ökologisch, da es aus Holz hergestellt wird, welches ohne Wasserzufuhr und Gifte in Wäldern wächst (vorrangig Buchenholz). Auch die Trageeigenschaften sind wie gemacht für den Sommer: die Faser nimmt mehr Wasser / Schweiß auf als Leinen oder Baumwolle und die Geruchsbildung nimmt damit ab. Das Aussehen erinnert durch den leichten Glanz an Seide.

Was sind Deine größten Inspirationsquellen?

Ich interessiere mich sehr für zeitgenössische Malerei und Konzeptkunst. Mit meinem Laden inmitten von Berlins wichtigsten Galerien habe ich da natürlich Glück. Oft kommen  Künstler zu mir in den Laden. Das ist natürlich eine grandiose Inspirationsquelle. Aber auch Farben, Formen und Oberflächen aus der Natur hängen sich oft in meinem Gedächtnis fest und fließen in den Schaffensprozess mit ein.

Was gefällt Dir an Deiner Arbeit am besten?

Es wird einem wirklich nie langweilig. Der Beruf ist extrem vielseitig: Schnitte konstruieren, Nähen, Zeichnen, Logistik, Management, Kundenkontakt und so vieles mehr.

Verrätst Du uns, welche Projekte Du für das kommende Jahr planst?

Ich werde auf jeden Fall wieder auf internationalen Messen meine Mode präsentieren. Ich finde es extrem spannend zu sehen, welche Kultur wie auf meine Kleidung reagiert. Jedes Land ist nicht nur vom Stil verschieden, sondern auch Körperhaltung und Erwartungen an die Kleidung variieren extrem.

Ansonsten plane ich eigentlich nie etwas. Ich lasse alles auf mich zukommen und bin extrem spontan! Zwei Tage vor einem wichtigen Event noch mit einzuspringen, ist für mich keine Seltenheit! Am besten beobachtet man mich auf meinen Social Media Kanälen, dann bekommt man trotzdem alles mit.

 

Was Du uns und unseren Lesern unbedingt noch mitteilen möchtest…

Ich hoffe, wir lernen uns irgendwann persönlich kennen. Nicht nur für den Kunden ist es spannend, wer hinter seiner Kleidung steckt. Auch für den Designer ist dies ein herausragender Moment: alleine dafür lohnt es sich, alle Kraft in sein Label zu stecken! Mode lebt schließlich erst mit dem Träger!