A CLOSER LOOK – Wiederbelebt

Sarah Kürten, Gründerin

Sarah Kürten ist studierte Modedesignerin aus Stuttgart. Gemeinsam mit Oguzhan Deniz hat sie das Modelabel „Wiederbelebt“ gegründet. Wiederbelebt ist ein junges Label aus Stuttgart, das den Fokus auf Upcycling gelegt hat. Die Kleidungsstücke entstehen in fairer und nachhaltiger Produktion in der eigenen Produktionsstätte in Stuttgart. Im Sinne der Nachhaltigkeit nutzt Wiederbelebt Überschussware und Restmaterialien und produziert daraus neue Einzelstücke.

FAEX: Was ist die Philosophie von Wiederbelebt?

Sarah: Wiederbelebt heißt, dass wir aus Überschussware der Industrie, also Rohmaterialien, unsere Mode machen. Wir kaufen Stoffe, Knöpfe und Reißverschlüsse auf, alles was quasi zu viel produziert oder was vielleicht auch von der Farbe her falsch geliefert worden ist. Des Weiteren ist bei unserer Philosophie wichtig, dass wir nur Kleinserien produzieren. Das heißt, dass wir stets eine limitierte Auflage von 50 Teilen pro Modell herstellen. Darüber hinaus wird bei uns alles fair und nachhaltig in unserem eigenen Atelier in Stuttgart produziert. Wir haben eine Produktionsstätte und direkt auch unseren Laden.

FAEX: Was hat euch dazu bewegt, ein eigenes Label zu gründen?

Sarah: Oguzhan und ich haben schon während des Studiums gesagt, dass wir uns irgendwann selbstständig machen wollen. Aber wir wussten noch nicht so wirklich, wie das aussehen soll. Wir haben beide länger in der Textilindustrie gearbeitet: ich bei der Otto Group und bei kleineren Labels, mein Partner war beispielsweise bei Peek & Cloppenburg und Hugo Boss. Wir haben beide Modedesign studiert – Ich habe zusätzlich noch Modemanagement und Oguzhan hat noch Textiltechnologie studiert. Während meiner Arbeit in der Textilindustrie habe ich natürlich mitbekommen, was da für große Mengen an Stoffen benötigt werden. Ich habe dann mal nachgefragt, was mit den ganzen Resten und Überschüssen passiert. Als mir dann gesagt wurde, dass die zum größten Teil verbrannt werden, weil sie einfach keinen Nutzen mehr finden und die Lagerkosten zu hoch sind, war das für mich auschlaggebend.

Gemeinsam mit Oguzhan haben wir beschlossen, dass wir versuchen wollen, aus den nicht verarbeiteten Stoffen etwas Neues zu schaffen. Da handelt es sich nämlich um super hochwertige Seiden-, Leinen – und Jerseystoffe und das wäre einfach zu schade, wenn die weggeschmissen werden. Und wenn man schon ein eigenes Label hat und Kleidung herstellt, finde ich es wichtig, dass man etwas Gutes draus macht. Außerdem war uns der Gedanke wichtig, faire und nachhaltige Mode auf den Markt zu bringen, die nicht diesen „Ökotouch“ hat, sondern die sowohl schick als auch lässig im Alltag getragen werden kann. So kam uns die Idee, ein eigenes Label zu gründen.

FAEX: Worauf achtet ihr bei der Produktion der Kollektion?

Sarah: Angefangen bei dem Design: Hier ist uns wichtig, dass es minimalistisch und somit auch über mehrere Saisons tragbar ist, was natürlich auch etwas mit Nachhaltigkeit zu tun hat. Man soll unsere Stücke gut kombinieren können. Daher findet man bei Wiederbelebt vorwiegend gedeckte Farben. Bei der Produktion ist uns wichtig, dass die Passformen stimmen und die Qualität hochwertig ist. Alle Kleidungsstücke sollten so lange wie möglich tragbar sein. Darüber hinaus versuchen wir natürlich so zu produzieren, dass es sich für uns auch rentiert, also dass wir davon leben und die Ladenmiete und Mitarbeiter bezahlen können.

FAEX: Beschreibe euren Stil in drei Worten.

Sarah: Minimalistisch, stilvoll und nachhaltig.  

FAEX: Welche Message wollt ihr mit eurer Mode senden?

Sarah: Wir möchten zeigen, wie viel Müll eigentlich in der Textilindustrie entsteht und was alles an Materialien nicht mehr verwendet wird. Unsere Message ist kurz gesagt, dass man fair und nachhaltig produzieren kann, ohne dabei Ressourcen in Anspruch zu nehmen und überteuerte Preise zu haben. Wiederbelebt gehört ja immer noch zum Mittelpreissegment. Außerdem sollte eine faire und nachhaltige Produktion mittlerweile wirklich Standard bei allen Labels sein. Das ist leider immer noch nicht der Fall, man muss das immer nochmal extra betonen. Wir möchten als Label diese Kriterien erfüllen.

FAEX: Wodurch unterscheidet ihr euch von anderen Modelabels? Was macht eure Kreationen besonders?

Sarah: Das Upcycling, also dass wir wirklich Restposten benutzen. Das ist oft auch recht kompliziert beim Designen. Normalerweise macht man erst das Design und wählt anschließend die Stoffe. Wir haben zuerst die Stoffe und müssen danach schauen, wie viele Teile wir daraus herstellen könnten. Die Schnitte müssen immer zur Stoffmenge passen. Weiterhin ist bei uns die Limitierung besonders: Es gibt stets nur 50 Teile pro Modell. Jeder Kunde bekommt seine individuelle Verkaufsnummer in das Kleidungsstück geschrieben. Wenn die 50 Teile ausverkauft sind, werden sie auch nicht nochmal nachproduziert.

FAEX: Welches ist dein persönliches Lieblingsstück aus der aktuellen Kollektion?

Sarah:  Die Jeanshose! Ich bin generell jemand, der gerne Hosen trägt und die Jeans kann man echt immer kombinieren und sie ist sehr bequem.

FAEX: Wen möchtet ihr mit eurer Mode ansprechen?

Sarah: Wir möchten eine große Bandbreite ansprechen, also so viele Kunden wie möglich. Für uns ist immer wichtig, dass die Kunden verstehen, was wir machen und zum Nachdenken angeregt werden. Von der Zielgruppe her geht es bei uns wirklich von 18 bis 80 Jahre, das ist sehr unterschiedlich. Klar muss man es sich irgendwie leisten können, nicht jeder kann 140 Euro für eine Bluse ausgeben, aber man muss sich ja auch nicht immer komplett neu einkleiden.

www.wiederbelebt.de

von Amelie Hornstein