
2001 gründete Michaela Götzl ihr Modelabel IchJane in Berlin. Ein Großteil ihrer Kleidungsstücke entsteht direkt im Berliner Atelier, von ihr entworfen und zum Teil selbst geschneidert. Die Designerin hat uns in unserem Büro in Neukölln besucht und mit uns über die Modebranche und anfängliche Schwierigkeiten als Selbstständige gesprochen.
FAEX: Was hat dich dazu inspiriert, ein eigenes Label zu gründen?
Michaela: Ich nähe seitdem ich 17 Jahre alt bin und habe auch immer gerne handwerklich und kreativ gearbeitet. Modedesign zu studieren war dann die logische Folge. Ich denke, dass sich daraus später ein erfolgreiches Label entwickelt hat, da es mir schon immer wichtig war, meinen eigenen Interessen im beruflichen Leben Platz zu verschaffen. Ich bin einfach immer meinem eigenen Willen und meinen Wünschen gefolgt, so ergab sich meine berufliche Selbständigkeit, und so ist dann auch das Label IchJane entstanden.
FAEX: Hat der Name Deines Labels eine besondere Bedeutung? Wenn ja, wofür steht er?
Michaela: Als ich den Namen für mein Label ausgesucht habe, wollte ich etwas, was als erstes auf jeden Fall Frauen anspricht, da ich Mode für Frauen entwerfe. Das soll auch in Zukunft so bleiben. Darüber hinaus war es mir wichtig einen einprägsamen Namen mit Wiedererkennungswert zu finden der vielleicht auch ein Lächeln hervorruft.
FAEX: Wie hast du es geschafft, dich in der Modebranche durchzusetzen?
Michaela: Ohne meine Beständigkeit und ein gutes Durchsetzungsvermögen wäre das nicht möglich gewesen. Ich würde IchJane eher als ein ruhigeres Label bezeichnen, da ich ja nicht überall auf allen Kanälen zu finden und präsent bin. Dennoch mangelt es mir nie an neuen Impulsen und kreativen Ideen, die ich mit langjähriger Erfahrung, aber auch mit Experimentierfreudigkeit kombiniere.
Am Anfang viel und hart zu arbeiten lässt sich meiner Meinung nach nicht vermeiden, wenn man es schaffen will, sich in der Modebranche zu etablieren. Neben einer gewissen Bodenständigkeit führte bei mir auch eine gute Portion Bereitschaft zur Innovation zum Erfolg.
FAEX: Ist es schwer, sich einen ersten Kundenstamm aufzubauen?
Michaela: Ja, das ist sehr schwer. Da muss man auch wirklich einen langen Atem haben und viel Geduld mitbringen. Das Ziel ist es ja, sich mit den eigenen Kollektionen in Modeläden und Boutiquen zu repräsentieren, aber die haben es eben selbst auch schwer. Deswegen kann es als neues, kleines Label durchaus recht schwierig sein, die ersten Kunden zu erreichen. Da muss man einfach dranbleiben, positiv denken und etwas Glück haben. Darüber hinaus habe ich damals auch selbst viel Akquise gemacht. Es ist sehr wichtig aktiv zu bleiben und neue Wege zu gehen.
FAEX: Was für anfängliche Schwierigkeiten/Risiken sollte man bedenken?
Michaela: Ein wichtiges Thema ist immer die Finanzierung, und das gilt vor allem auch am Anfang. Des Weiteren sollte man einen genauen Plan haben und strukturiert denken und vorgehen. Darüber hinaus sollte man keine überhöhten Erwartungen haben. Ich habe lange noch nebenher Teilzeit gearbeitet, bis ich es dann nach 4 Jahren geschafft habe, nur mit dem Label meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Es läuft eben nie alles gleich super und oft, wenn man denkt, jetzt wird es langsam, läuft es dann doch wieder nicht so gut. Das ändert sich am Anfang eben ständig, darauf muss man eingestellt sein. Man muss insgesamt wirklich geduldig sein und vor allem wirklich gut mit Geld umgehen können. Dass man dies unterschätzt stellt für viele am Anfang ein Problem dar.
FAEX: Wie würdest du den Stil deiner Mode beschreiben?
Michaela: Ich würde meinen Stil als feminin und auch zum Teil als zeitlos bezeichnen, es sind ja viele Kleider in meiner Kollektion zu finden. Trotzdem sind meine Kollektionen nicht zu elegant, sondern auch im Bereich casual/lässig angesiedelt. Meine Mode ist auf jeden Fall auch im Alltag tragbar, darauf lege ich Wert. Hier ist auch wieder der Begriff Bodenständigkeit zu finden, der mir wichtig ist.
FAEX: Wodurch unterscheidest du dich von anderen Modelabels? Was macht deine Kreationen besonders?
Michaela: In einer Stadt wie Berlin mit so vielen verschiedenen Labels ist es natürlich schwierig, einzigartig zu sein. Ich habe früh einige Schnitte entwickelt, die sehr gut funktionieren und die ich immer wieder abwandeln kann. Man könnte fast sagen, dass diese Entwürfe mich geprägt haben. Als Beispiel könnte ich das Kleid „Paula“ nennen, das in immer neuen Variationen bei mir zu finden ist. Das Kleid gehört zu meinen Klassikern und hat sich zu einem echten Dauerbrenner entwickelt. Darüber hinaus zeichnen mich meine individuellen Stoffmuster aus, die ich zum Teil, inspiriert durch meine Reisen, die Natur und die Jahreszeiten selbst entwerfe und anfertigen lasse. Inzwischen mache ich ziemlich viel mit Farben und Muster, das habe ich früher nicht gemacht. Für meine eigene Garderobe bevorzuge ich wie viele Modeleute eher schwarz. Ansonsten ist mir die Tragbarkeit meiner Modelle noch wichtig. Viele meiner Kunden tragen meine Kleidungsstücke sehr lange. Sie sind vom Design als auch vom Material her langlebig, auch weil mir eine gewisse Nachhaltigkeit in meiner Arbeit wichtig ist.
FAEX: Was kannst du jungen Designern mitgeben?
Michaela: Das Typische: Dranbleiben, dran glauben, viel arbeiten, nicht abheben. Ich denke zuverlässig zu sein ist eigentlich genau so wichtig wie kreativ sein. Darüber hinaus würde ich jedem noch ein BWL-Studium empfehlen. Ich persönlich habe das nicht gemacht aber ich denke, dass das sehr sinnvoll ist. Der Punkt ist hier, dass man zwar kreativ ist und tolle Sachen macht, aber das reicht eben nicht immer aus, weil einem sozusagen die Grundlagen fehlen.
FAEX: Was erhoffst du dir für die Zukunft und was möchtest du in den nächsten Jahren mit deinem Label erreichen?
Michaela: Ich möchte in den nächsten Jahren auf jeden Fall meinen Kundenstamm noch festigen und erweitern. Ein wenig mehr Planbarkeit und Sicherheit sind mir auch ein großes Anliegen, da ich das ja jetzt schon relativ lange mache und mir nicht immer Sorgen machen möchte wie es weitergeht in der Modebranche und bei den kleinen Labels. Mein Hauptwunsch ist einfach, mir mit meinem Label auf einer soliden Grundlage mehr Beständigkeit zu schaffen. Irgendwann ist der Punkt erreicht, wo man dann auch mal die Früchte ernten möchte für die viele Arbeit.
von Amelie Hornstein