A CLOSER LOOK – erie

Hannah Schorch, Gründerin

erie schafft Nachhaltigkeit auf allen Ebenen der Kreation eines Kleidungsstücks durch ein zirkuläres Design und einer bewussten Arbeits- und Herangehensweise und zeigt, dass Schönheit simpel ist und nicht auf Kosten nachhaltiger Werte geht, sondern mit ihnen im Einklang stehen kann. Wie das geht, haben wir die Designerin im Interview gefragt.

FAEX: Was hat dich dazu inspiriert, ein eigenes Label zu gründen?

Hannah: Es hat damit angefangen, dass ich in Paris bei einer Firma gearbeitet habe und im Rahmen dessen nach China gereist bin. Dort haben wir uns verschiedene Fabriken angeschaut und ich habe beobachten können, wie die Produktion der Klamotten abläuft und die Fabriken und Arbeitszeiten aussehen. Das Resultat der Reise war für mich, dass ich bei der Firma aufgehört habe und mir sicher war, dass es einen anderen Weg geben muss, Kleidung herzustellen. Ich habe dann angefangen zu recherchieren und mir zusammengesucht, was überhaupt die größten Problematiken bei der Produktion sind. In Rahmen dessen hat sich dann auch das Konzept für mein Label entwickelt. Es beinhaltet die Vision von Kleidung, deren Herstellungsweisen und Materialien komplett in Harmonie mit der Umwelt sind. Bei mir ist alles komplett kompostierbar und vegan und ich benutze nur natürliche Materialien.

FAEX: Wen möchtest du mit deiner Mode ansprechen?

Hannah: Mit meiner Mode möchte ich Menschen inspirieren und ihnen zeigen, dass es möglich ist, Dinge anders zu machen. Ich möchte diejenigen erreichen, die durch kleine Veränderungen in ihrem Verhalten die Welt ein bisschen besser machen wollen. Ich glaube, da steckt in jedem von uns etwas drin.

FAEX: Warum ist es dir wichtig, dem sogenannten „TAKE – MAKE – WASTE“ System entgegenzuwirken?

Hannah: „Take – Make – Waste“ bedeutet „Nehmen – Machen – Wegschmeißen“. Es ist wichtig sich von diesem System zu distanzieren, weil es ein Dead-End-System ist. Das bedeutet, wenn wir so weitermachen, zerstören wir die Welt damit. Nutzen wir in diesem Sinne immer nur weiter und weiter alle Ressourcen, gibt es einfach irgendwann nichts mehr zum Benutzen.

FAEX: Worauf legst du bei der Produktion deiner Kleidungstücke Wert?

Hannah: Nachhaltig und zirkulär – das sind die Hauptfaktoren, unter denen die Kollektionen von erie Berlin entstehen. Nachhaltig heißt bei mir, dass alle meine Materialien komplett natürlich und ökologisch sind. Darüber hinaus ist meine gesamte Produktion vegan. Das bedeutet, dass keine Tiere ausgenutzt, geschädigt oder gefährdet werden. Ich verarbeite ausschließlich pflanzliche Materialien. Die einzige Ausnahme ist die Seide, die ich verwende. Hier handelt es sich aber um biologisch und gewaltfrei erzeugte Seide aus Indien. Bei der Herstellung gewaltfreier Seide wird die Seidenraupe nicht abgetötet, sondern kann sich zum schönen Schmetterling entfalten und erst dann erfolgt die Verarbeitung der Kokons. Wolle findet man bei meinen Kollektionen noch nicht, da ich noch keine Variante gefunden habe, die mit meinen Ansprüchen kompatibel ist.
Darüber hinaus steht meine Produktion unter dem Motto „Zero-Waste“. Die Schnittmuster sind so angelegt, dass der komplette Stoff ausgenutzt wird und es keine Überreste gibt, die weggeschmissen werden.
Der letzte wichtige Punkt bei der Produktion meiner Kollektionen ist die Färbung der Kleidungsstücke. Hier achte ich darauf, dass meine Materialien pflanzlich gefärbt werden. Die kommerziellen Färbemethoden sind ein enorm großer Faktor der Textilindustrie, der zur Zerstörung der Umwelt beiträgt.

FAEX: Wie würdest du den Stil deiner Mode beschreiben?

Hannah: Der Stil von erie ist elegant, flowy, luftig und fließend mit feinen Schnitten. Meine Mode ist schlicht und elegant, ohne dabei zu simpel zu werden und glänzt mit ihrer Einfachheit.

FAEX: Welches ist dein persönliches Lieblingsstück aus der aktuellen Kollektion?

Hannah: Ich habe natürlich viele Lieblingsteile, aber die Seidenbluse „MAG“ silk peach und der Pulli „RAL“ sind meine Favoriten. Beide liegen super angenehm auf der Haut und sind sehr gemütlich. Die Bluse fällt sehr schön und der Pulli passt sich perfekt dem eigenen Körper an.

FAEX: Was möchtest du deinen Kunden mitgeben?

Hannah: Seid in jedem Moment ihr selbst, so wie ihr euch am wohlsten fühlt. Nutzt die Kleidung dafür, euren persönlichen Ausdruck zu unterstützen. Meine Kunden sollen sich nicht über die Kleidung definieren, sondern die Kleidung als Werkzeug nutzen, um sich wohlzufühlen.

FAEX: Was erhoffst du dir für die Zukunft und was möchtest du in den nächsten Jahren mit deinem Label erreichen?

Hannah: Meine Vision ist es, eine reichhaltige Vielfalt an nachhaltiger Kleidung zu erlangen. Mit erie trage ich meinen Teil zur Entwicklung bei, das Label soll ein Vorreiter sein. Heute macht Mode die Welt kaputt. Meine Vision ist, dass sie die Welt besser macht. Mode braucht keine Veränderung, sie ist die Veränderung. Ich hoffe, dass nachhaltige Fashionlabels und natürlich auch erie, mehr und mehr in den Vordergrund treten, größer werden und wachsen. Genau das finde ich schön an FAEX. Es werden so viele verschieden Ansätze von Nachhaltigkeit präsentiert. Außerdem würde ich mir wünschen, dass in Zukunft die Nachhaltigkeit einfach überall automatisch ein Teil der Mode ist und integriert wird. Derzeit muss man das noch sehr in den Vordergrund stellen und extra darauf hinweisen. Das tut man aber natürlich auch, weil es schlicht und einfach relevant ist und man damit ein Zeichen setzen will.