A CLOSER LOOK – ANYONION strick design berlin

Gabriele Prellwitz, Gründerin

Gabriele Prellwitz ist eigentlich gelernte Programmiererin und hat lange im Maschinenbau gearbeitet. 2008 folgte sie ihren Wunsch, sich beruflich neu zu orientieren und gründete ihr Modelabel ANYONION strick design in Berlin. Wir haben die Designerin in ihrem Store, Atelier und gleichzeitig auch Werkstatt in Neukölln besucht und mit ihr über ihren beruflichen Werdegang geredet.

FAEX: Was hat dich dazu inspiriert, ein eigenes Label zu gründen?

Michaela: Ich nähe seitdem ich 17 Jahre alt bin und habe auch immer gerne handwerklich und kreativ gearbeitet. Modedesign zu studieren war dann die logische Folge. Ich denke, dass sich daraus später ein erfolgreiches Label entwickelt hat, da es mir schon immer wichtig war, meinen eigenen Interessen im beruflichen Leben Platz zu verschaffen. Ich bin einfach immer meinem eigenen Willen und meinen Wünschen gefolgt, so ergab sich meine berufliche Selbständigkeit, und so ist dann auch das Label IchJane entstanden.

FAEX: Wofür steht der Name deines Labels, hat er eine bestimmte Bedeutung?

Gabriele: Einen guten Namen für ein Label zu finden ist nicht immer einfach. Mir war es wichtig, einen Namen zu haben, der einen guten Klang hat und der auch geschrieben gut aussieht. Ich bin dann irgendwie bei „Onion“ hängen geblieben, auch wegen der Bedeutung des Wortes –  Lagenlook und Zwiebel. Daraus ist dann der Name ANYONION entstanden, der uns sehr gut gefällt

FAEX: Was hat dich dazu inspiriert, ein eigenes Label zu gründen?

Gabriele: Ursprünglich wollte ich gar keine Mode machen, sondern eigentlich eher Grafikdesign oder Fotografie. Ich habe nichts davon gemacht, sondern bin stattdessen Programmiererin geworden und habe lange im Maschinenbau gearbeitet. Ich komme also sozusagen von der Maschinenseite zum Stricken, nicht durch die Mode. In dem Beruf hat mir dann aber immer ein bisschen die Kreativität gefehlt, ich wollte etwas haben, das  man auch anfassen kann.  Das hat sich erst ganz unterschwellig entwickelt, ich bin dann irgendwann nach Berlin gezogen mit dem Gedanken, dass ich meinen alten Beruf so nicht mehr ausüben möchte. Ich wusste aber noch nicht wirklich, was ich Neues machen wollte.  Es kam dann dazu, dass ich mir bei ebay meine erste Handstrickmaschine gekauft habe. Der Grund war hier eigentlich nicht um etwas zu stricken, sondern weil ich mir die Mechanik anschauen wollte. Daraufhin habe ich dann angefangen zu üben und so sind dann die ersten Schals entstanden. Anschließend war ich auf verschiedenen Märkten und wurde dann auf der Fachmesse Premium sozusagen entdeckt. In diesem Rahmen wurde ich dann für den Jungdesigner-Award vorgeschlagen und konnte viermal an den Messen teilnehmen. Kurz danach habe ich dann die Firma Stoll gefunden habe, die die wirklich großen Strickmaschinen produziert. Bei denen habe ich dann eine Besichtigung gemacht und mich spontan verliebt und gewusst, dass ich das in Zukunft machen möchte. So bin ich also über Umwege zum Stricken gekommen. Mein Label gibt es jetzt seit 2008, also circa 10 Jahre und ich habe immer noch sehr viel Spaß daran. Als Ausbildung habe ich nur vier Wochen lang eine Schulung gemacht und mich dann quasi selbst eingearbeitet, was die ersten 3 Jahre sehr herausfordernd war.  Ich musste zum Beispiel erstmal lernen, wie man Schnitte macht. Hierfür habe ich ein paar Workshops besucht und mir das ganze Wissen, was man sonst im Modedesignstudium lernt,  autodidaktisch erlernt. Mit der Mode habe ich dann auch aus dem Stand Geld verdienen müssen, ich hatte ja nichts anderes im Rücken. Das war eine spannende aber auch sehr anstrengende Zeit. Seit circa drei Jahren arbeite ich nicht mehr allein für das Label. Das hat den Vorteil, dass ich nach dieser sehr arbeitsintensiven Anfangsphase wieder ein bisschen mehr Zeit habe, um kreativ zu arbeiten und neue Modelle zu entwickeln.

FAEX: Worauf achtest du bei der Auswahl deiner Materialien?

Gabriele: Wir verstricken sehr viele unterschiedliche Garne aber hauptsächlich Merinowolle, das ist die beste Wolle vom Schaf. Das ist auch unser wichtigstes Qualitätsmerkmal, das wir beibehalten möchten. Wir verstricken nur extrasofte Wolle, also nicht die kratzige Rückenwolle, sondern die weiche Wolle vom Bauch. Das merkt man auch direkt, wenn man unsere Sachen trägt. Die fühlen sich superweich an. Darüber hinaus achten wir darauf, dass unsere Garne nachhaltig produziert werden und ohne Tierleiden entstehen. Wir arbeiten mit einer sehr guten Spinnerei in Italien zusammen und jedes Garn, das wir kaufen, testen wir auch selbst. Das heißt, dass ich alle Kleidungsstücke, die wir produzieren, erstmal selbst trage und wasche, um zu sehen, wie das Trageverhalten im echten Leben ist.

FAEX: Welche Zielgruppe möchtest du mit deiner Mode ansprechen?

Gabriele: Meine Zielgruppe hat sich im Laufe der Zeit herausgebildet. Die meisten meiner Kunden sind Frauen, ungefähr in meinem eigenen Alter. Meine Zielgruppe geht bei einem Alter von circa 30 Jahren los, ist aber sehr breit gefächert, ich habe auch Kundinnen über 80 Jahre und auch sehr junge Fans.  Meine Modelle sind sehr tragbar, man kann sie gut unterschiedlich stylen und sie passen sich dem Stil der Trägerin an. Ich gebe also mit nicht zwingend einen bestimmten Stil vor, sondern meine Mode ist schlicht, hat immer das besondere Etwas und eine gute Passform. Des Weiteren möchte ich in Zukunft auch Herren ansprechen, wir sind nämlich gerade daran, eine Herrenkollektion zu entwickeln.

FAEX: Wodurch unterscheidest du dich von anderen Modelabels? Was macht deine Strickmode besonders?

Gabriele: Das Besondere bei uns ist, dass Store, Atelier und Werkstatt in einem Hause sind und die verschiedenen Arbeitsschritte von einer Person übernommen werden.  Das gibt es so in der Regel eigentlich nicht. Darüber hinaus gibt es kaum noch deutsche Strickereien und die übrig gebliebenen sind ziemlich ausgelastet. Der Vorteil der eigenen Produktion ist, dass wir mit über 50 Farben eine sehr große Variationsvielfalt mit diversen Möglichkeiten haben. Des Weiteren können sich Kunden bei uns ihr eigenes Unikat basteln, indem sie sich die Farben selbst aussuchen und die Passform und Länge individuell anpassen lassen können.

FAEX: Was braucht man als Designer, um sich in der Modebranche durchzusetzen?

Gabriele: Man braucht auf jeden Fall einen langen Atem. Ein wichtiger Punkt ist, dass man sich langsam seinen Kundenstamm aufbauen muss, dafür braucht man Geduld. Darüber hinaus muss man aktiv bleiben, man kann sich nicht einfach in seinen Shop setzen und darauf hoffen, dass etwas passiert. Deswegen nehmen fast alle Berliner Designer an verschiedenen Märkten oder Pop Up Stores, wie beispielsweise dem FAEX Store, teil. So schafft man es dann sein Label kontinuierlich bekannt zu machen.

FAEX: Was kannst du jungen Designern mitgeben?

Gabriele: Ein Tipp von mir ist, Mode zu machen, die man selbst auch gerne trägt. Experimetelle  Reißbrettmode funktioniert oft  nur auf dem Laufsteg.  Das ist zwar spannend, aber das kann man nur machen, wenn man nicht darauf angewiesen ist, damit Geld zu verdienen. Wenn man mit der Mode seinen Lebensunterhalt zahlen muss, braucht man tragbare Teile, die vor allem auch gut passen. Eine gute Passform ist wirklich sehr wichtig, da viele Kleidungsstücke sonst zwar hübsch aussehen, aber nicht sitzen.  

FAEX: Was erhoffst du dir für die Zukunft und was möchtest du in den nächsten Jahren mit deinem Label erreichen?

Gabriele: Ich möchte mich in der Zukunft weiter kreativ austoben und mich zusätzlich auf die Entwicklung einer Herrenkollektion fokussieren. Darüber hinaus habe ich vor, die Sommerkollektion noch viel breiter aufzustellen. Strick ist in den meisten Köpfen immer noch sehr mit dem Winter verbunden obwohl unsere hauchzarten Sommergarne oft leichter als ein T-Shirt sind.

Von Amelie Hornstein