„Upcyclingmode ist absolut tragbar“

Interview mit Sandra Schimmele, Gründerin von Hemd’s Up

Das Label Hemd’s Up setzt sich für nachhaltige Mode ein und verfolgt das Ziel, Upcyclingmode salonfähig zu machen. Hochwertiger, aussortierter Herrenbekleidung wird durch Upcyling ein zweites Leben eingehaucht. Jedes gefertigte Stück ist ein exklusives Unikat und wird in liebevoller Handarbeit gefertigt. Nach der Teilnahme an dem FAEX Pop Up Store zur Berliner Fashion Week im Juli 2019 ist das Label außerdem Teil der diesjährigen FAEX Herbsttour. Wir haben der Gründerin Sandra Schimmele einige Fragen zu ihrem Label und zur Produktion der Kollektion gestellt.

Sandra Schimmele
Gründerin von Hemd’s Up

Wo bekommst du das Material für deine Designs her und nach welchen Kriterien suchst du es aus?

Für die Produktion beziehe ich meine „Rohstoffe“ aus unterschiedlichen Quellen. Leicht defekte Kleidungsstücke aus Handel oder Industrie aber auch Aussortiertes aus Privathaushalten. Hochwertige Stoffe beziehe ich aus Überproduktionen. Auch die verwendeten Bänder sind Restposten aus dem Großhandel. Extravagante Knöpfe kaufe ich aus Auflösungen von Schneidereien.

Wir verarbeiten nur hochwertige Materialien. Die Stoffe beispielsweise, werden für namhafte Designer produziert und sind Überhänge oder Teststücke. Aus der Industrie beziehen wir Hemden die nur aufgrund eines kleinen Defekt aussortiert werden. Wir retten all diese Materialien vor dem Müll.

Bei aussortierter Herrenkleidung aus Privathaushalten, am Beispiel von Hemden, sollte außer an Kragen oder Manschette, keine Spur von Abnutzung oder Peeling vorhanden sein. Flecken oder Risse sind jedoch kein Hindernis. Wir verarbeiten nur hochwertige Grundmaterialien, wie Baumwolle, Seide, Leinen, Schurwolle, Wolle, Kaschmir oder Mischungen. Das verwendete Material wird vor der Weiterverarbeitung genau geprüft.

Wie viele Menschen sind in der Regel an der Produktion deiner Hemden beteiligt?

Mindestens zwei Personen: Meine Schneiderin und ich. Da wir aber auch mit Behindertenwerkstätten zusammen arbeiten können es durchaus bis zu 6 Personen oder mehr sein. Je nachdem wie viele Mitarbeiter in der Werkstätte bereits die Fähigkeiten zur Fertigung erlernt haben.

Was diente dir als Inspirationsquelle für deine Kollektion?

Feminin gekleidete Frauen! In anderen Ländern sind Frauen oft viel weiblicher gekleidet im Vergleich zu Deutschland. Ich versuche einen Mix aus klassischer gradliniger und dennoch femininer Mode zu kreieren.

Was hat dich dazu bewegt, den Fokus deines Labels auf Hemden zu legen?

Schon als Teenager hat mich Mode, vor allem aber Modedesign und die Schneiderei interessiert. Auch Secondhand Mode war für mich schon immer ein Thema, ich bin ein großer Fan von Vintage – und Luxus Second Hand.

Die eigentliche Idee kam aber beim Blättern in einer Modezeitschrift. Es war eine Doppelseite „Hemdenlook für Frauen“ abgebildet, die mich nicht mehr los lies. Diese eine Seite hatte ich über mehrere Tage immer wieder in der Hand. Dann war die Idee geboren, aus alten Herrenhemden neue Blusen zu gestalten. Kurz zuvor sortierte mein Lebensgefährte ein paar Hemden aus. Sie waren nur am Kragen verschlissen. Es waren hochwertige Hemden und deshalb war der restliche Stoff wie neu. Doch tragen konnte man die Hemden nicht mehr. Aus Erfahrung wusste ich, dass Kleiderkammern defekte Kleidung auch für den Textilmüll aussortieren. Daraus werden dann zum Beispiel Putzlappen. Ich dachte -viel zu schade! Das war dann der zweite Anstoß. Kurz darauf schneiderte ich aus den Hemden eine Damenbluse für mich und ein kleines Kinderhemd für den Junior.

Wie würdest du deine Mode in drei Worten beschreiben?

Feminin. Stilvoll. Exklusiv.

Welche Message möchtest du mit deiner Mode senden?

Upcycling,- oder auch Recyclingmode genannt, ist absolut tragbar. Mode die aus sogenannten „Überschüssen“ oder aus „defekten“ Textilien entstehen, sind zu hundertprozentig alltagsfähig. Die Mode ist individuell, qualitativ hochwertig und exklusiv. Und: man sieht ihnen das Upcycling nicht an. Salonfähig eben.

Wen möchtest du mit deinen Designs ansprechen?

Stil und Modebewusste, Qualitätsbewusste, Individualisten, Umdenker und alle, die sich jenseits von Mainstreammode bewegen möchten.

von Amelie Hornstein